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Kapitel 3 – Warum Wissen nicht reicht

🧠 Wissen ist da – Wirkung bleibt aus

Die Daten sind klar. Die Modelle präzise. Die Prognosen erschreckend konstant.

Seit 1990 – dem Zeitpunkt eines breiten wissenschaftlichen Konsenses über die menschengemachte Erderwärmung – wurden rund 56 % aller fossilen CO₂-Emissionen seit 1750 ausgestoßen. Rechnet man zusätzlich die Emissionen aus Landnutzungsänderungen hinzu, liegt der Anteil bei etwa 45 % aller anthropogenen CO₂-Emissionen seit Beginn der Industrialisierung.[1] Die Klimakrise ist also kein Ergebnis von Unwissen – sondern von unterlassener Umsetzung.

Trotzdem steigt der Ausstoß. Der Wandel bleibt aus.

Was fehlt, ist nicht Wissen – sondern Wirkung.

Systemgrafik – Wissen wird neutralisiertAbb. 1: Das System der Verzögerung – Wissen verpufft, weil es systematisch neutralisiert wird.

Was uns bremst, ist kein Mangel an Fakten – sondern ein Zusammenspiel aus:

  • verteilter Verantwortung
  • rollenbasierter Ablenkung
  • institutioneller Trägheit

🪢 Das System der Verzögerung – kompakt

📌 Kontext:
Die Aussage „Verzögerung ist System“ wird hier konkretisiert – durch ein strukturiertes Zusammenspiel aus Akteuren, Mechanismen und Verzögerungsmustern, das nicht zufällig wirkt, sondern systemisch.

🧠 Wissen ist da🕸️ Aber das System…🪤 …führt zuUnd das Ergebnis ist
✅ Klimadaten sind eindeutig🔄 Verantwortung wird verteilt oder verschleiert😶 Gefühl von Ohnmacht🧨 Handlung bleibt aus
✅ Forschung ist sich einig🗞️ Medien inszenieren Debatten trotz Konsens („False Balance“)🎯 Aufmerksamkeit wird abgelenkt⏳ Zeit vergeht – ohne Wirkung
✅ Lösungen sind bekannt🧑‍💼 Politik setzt auf Symbolik statt Struktur🙍 Schuld wird individualisiert🔁 Der Status quo stabilisiert sich
✅ Szenarien warnen seit Jahrzehnten🏭 Industrie verzögert gezielt (PR, Lobby, Legalismus)🥱 Müdigkeit, Rückzug, Resignation🚨 Kipppunkte rücken näher

📌 Was daraus folgt

  • Dieses System braucht keine Lüge – nur Lücken.
  • Verzögerung ist kein Betriebsfehler – sondern Systemarchitektur.
  • Wer das Muster erkennt, erkennt auch seine Bruchstellen.

„Die Schlinge wirkt, weil niemand sie unterbricht.“


  1. Friedlingstein, P., Jones, M. W., O’Sullivan, M., Andrew, R. M., Bakker, D. C. E., Canadell, J. G., et al. (2023). Global Carbon Budget 2023. Earth System Science Data, 15, 5301–5334. https://doi.org/10.5194/essd-15-5301-2023. Berechnung auf Basis des Supplement-Datensatzes („Historical Budget“, Version 1.1, Sheet „global_annual“): Von den insgesamt 1773 Gt fossilen CO₂-Emissionen seit 1750 wurden 988 Gt (56 %) nach 1990 ausgestoßen. Unter Einbezug der Emissionen aus Landnutzung (LULUCF) beträgt der Anteil nach 1990 rund 45 % (1159 von 2575 Gt CO₂). ↩︎