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10.3 Zielgruppen-Module – Wie du dieses Dossier einsetzen kannst

Dieses Dossier ist kein Lehrbuch – sondern ein Werkzeug.
Die zentrale Frage lautet daher nicht nur: Was steht drin?
Sondern vor allem: Was kannst du damit tun – in deinem Kontext?

Das folgende Kapitel liefert praxisnahe Anregungen für verschiedene Rollen und Akteur:innen. Es versteht sich als modulares Angebot zur Weiterverwendung, Anpassung und gemeinsamen Weiterentwicklung.

🎓 Für Lehrkräfte und Bildungsakteur:innen

Ideen für den Einsatz in Schule und außerschulischer Bildung:

  • Szenenanalyse im Unterricht
    Schüler:innen untersuchen die fiktionalen Szenen des Dossiers:
    Wer handelt? Wer reagiert? Und wer bleibt still?

  • Projektarbeit: "Verzögerung im Schulalltag"
    Alltägliche Beispiele aufgreifen – etwa bei der Planung von Klassenfahrten, dem Schulessen oder bei digitalen Ausstattungsvorhaben.

  • Kreativformate entwickeln
    Ausstellung, Hörspiel oder Theaterstück:
    Wie lassen sich die Erzählungen des Dossiers mit der eigenen Lebensrealität verknüpfen?
    Systemische Geschichten aus dem Jetzt.

Fachübergreifender Tipp:
Das Thema eignet sich hervorragend für Politik-, MINT-, Ethik- oder Deutschunterricht –
denn systemische Trägheit betrifft viele Bereiche zugleich.

🏛️ Für Kommunen und lokale Entscheider:innen

Impulse für kommunale Praxis und lokale Klimapolitik:

  • Fossile Werbung ausschließen
    Satzungen für Werbeflächen im öffentlichen Raum prüfen – z. B. bei Bussen, Gebäuden oder Stadtfesten.
    → Vorbilder: Amsterdam und Stockholm.

  • Klimaräte einführen
    Geloste Bürgerräte ermöglichen mutige und demokratisch legitimierte Entscheidungen.
    → Werkzeuge und Beispiele: https://citizensassembly.eu

  • Förderpraxis hinterfragen
    Welche kommunalen Förderungen oder Bauprojekte stärken noch fossile Infrastrukturen?
    Eine gezielte Bestandsaufnahme lohnt sich.

Umsetzungstipp:
Oft reicht eine Änderung bei Ausschreibungen oder Standards – mit großer struktureller Wirkung.

📢 Für Multiplikator:innen, NGOs und Medien

Anwendung im Bereich Kommunikation, Recherche und Aktivierung:

  • Sprache als Machtmittel analysieren
    Politische Programme, PR-Texte oder Strategiepapiere untersuchen:
    Welche Begriffe verschleiern Untätigkeit oder erzeugen Scheinalternativen?
    → Beispiele: "Technologieoffenheit", "nachhaltiges Wachstum"

  • Mediale Adaptionen entwickeln
    Inhalte des Dossiers in neue Formate übersetzen:
    → Podcast-Reihe „Verzögerung als Strategie“
    → Social-Media-Karussell oder grafisches Story-Format zu systemischen Bruchstellen

  • Regionale Kontexte einarbeiten
    Eigene Recherchen ergänzen das Dossier:
    Welche lokalen Lobbystrukturen, fossilen Projekte oder politischen Hürden sind relevant?

Organisationsinterner Tipp:
Nutzt das Dossier nicht nur extern – sondern auch als Reflexionsgrundlage für eure eigene Strategie- oder Bildungsarbeit.

💼 Für Unternehmen und Berater:innen

Einsatz als Reflexions- und Transformationswerkzeug:

  • "Netto-Null"-Selbstcheck durchführen
    Stimmen öffentliche Aussagen, Investitionen und Strategiepläne wirklich überein –
    oder dominiert Greenhushing (bewusstes Verschweigen ökologischer Ambitionen)?

  • Awareness-Schulungen entwickeln
    Inhalte gezielt in ESG-, Kommunikations- oder Nachhaltigkeitstrainings einbinden.

  • Narrative kritisch hinterfragen
    Welche Geschichten erzählt das Unternehmen über Wandel, Verantwortung oder Innovation –
    und wie glaubwürdig sind sie?

Kommunikationstipp:
Glaubwürdigkeit beginnt damit, eigene Narrative sichtbar zu machen –
und bei Bedarf neu zu justieren.

🎭 Für Kulturschaffende und Kreativbranchen

Gestalterische Umsetzungen zwischen Kunst und Politik:

  • Systemlogiken erzählen
    Im Mittelpunkt: Nicht nur die Klimakrise – sondern auch die Mechanismen von Verzögerung, Ausblendung und Ablenkung.
    Wer profitiert? Wer verliert? Wer wird beruhigt?

  • Szenen adaptieren
    Theater, Comic, Audiofeature oder Installation:
    Was passiert, wenn das Dossier performativ, visuell oder räumlich umgesetzt wird?

  • Interdisziplinäre Allianzen bilden
    Zusammenarbeit von Kunst, Journalismus und Wissenschaft:
    → Beispiele: https://climateclock.world, https://notanagency.eu

Narrativ-Tipp:
Kunst verändert keine Fakten – aber sie erweitert den Raum für das,
was Menschen für möglich halten.

🧪 Für Hochschulen und wissenschaftliche Akteur:innen

Verwendung in Lehre, Forschung und transdisziplinärer Praxis:

  • Seminare mit systemischer Perspektive
    Fokus: Verzögerung als Struktur – etwa in Politikwissenschaft, Kommunikationsforschung oder Umweltethik.

  • Fallstudie für Forschung und Analyse
    Anwendung auf Machtverhältnisse, Framingprozesse oder soziale Kipppunkte in der Klimapolitik.

  • Reallabore und Think-and-Do-Tanks etablieren
    Kollaborationen zwischen Wissenschaft, Aktivismus und kommunaler Praxis fördern.
    Ziel: Bestehende Klimastrategien kritisch und praxisnah weiterdenken.

Wissenschaftstipp:
Das Dossier ist kein abgeschlossenes Objekt –
sondern ein Resonanzraum für systemisches Denken und transformative Impulse.

🧒 Für Bildung, Jugend- und Sozialarbeit

Zugänge für handlungsorientierte Bildungsarbeit:

  • Workshops: Klimaverzögerung im Alltag
    Peer-Formate, die Erfahrungswissen aktivieren und neue Handlungsräume eröffnen.

  • Fiktionale Szenen als Gesprächseinstieg
    Szenen aus dem Dossier nutzen, um über Alltagswahrnehmung, Biografien
    oder systemische Trägheit ins Gespräch zu kommen.

  • Gerechtigkeitsfragen einbinden
    Ökologische Themen mit sozialer und kultureller Gerechtigkeit verbinden –
    etwa in queeren, migrantischen oder prekären Lebensrealitäten.

Empowerment-Tipp:
Systemkritik braucht keine Fachsprache –
sondern Räume, in denen persönliche Erfahrungen auf politische Strukturen treffen.

🔄 Allgemeiner Hinweis zur Weiterverwendung

Alle Module dürfen frei genutzt, angepasst und weiterentwickelt werden –
ob für Workshops, Unterricht, Kampagnen oder politische Prozesse.

Die Inhalte stehen unter der Lizenz CC BY-SA 4.0 – das heißt:

Der Text gehört nicht dem Urheber – sondern denen, die ihn einsetzen.
Wenn du etwas veränderst, gib an, was von dir stammt.
Und gib dein Werk unter derselben Lizenz weiter: CC BY-SA 4.0