8.3 Alltag & Verantwortung – typische Rollen, echte Hebel
Systemisches Wissen allein reicht nicht.
Was fehlt, ist die Brücke: vom Verstehen zum Tun.
Dieser Abschnitt zeigt: Deine Rolle begrenzt nicht, was du darfst –
aber sie prägt, wo du anfangen kannst.
Wie lesen? 🧭
Jede Rolle hat ihre eigenen Spielräume – und Grenzen.
Deshalb findest du hier:
- Konkrete Hebel: typische Handlungsansätze im Alltag.
- Echte Szenarien: was Menschen bereits tun – oder tun könnten.
- Einladungen statt Anweisungen: Du musst nicht alles tun. Aber du kannst beginnen.
🎒 Schüler:in oder Student:in – Lernen als Bühne der Wirkung
- Sichtbar machen: Ausstellungen, Projektwochen, AGs – Wissen gehört auf die Bühne.
- Mitgestalten: Hochschulpolitik, SV-Arbeit, Beteiligung einfordern.
- Störungen zulassen: Schweigen ist bequem. Du darfst es brechen.
- Wissen teilen: Peer-Learning, Social Media, aufbereitete Recherchen.
🧭 Szenario:
Ein Biokurs analysiert CO₂-Bilanzen von Alltagsprodukten. Die Ausstellung im Schulflur stößt Gespräche an – auch in anderen Klassen.
Du brauchst kein Amt. Nur Haltung. Und einen Anfang.
📚 Lehrkraft – Vermitteln heißt auch Haltung formen
- Kontexte aufzeigen: Klima ist kein neues Fach – sondern ein neuer Blick.
- Fächerübergreifend denken: Ob Deutsch, Religion oder Mathe – überall lassen sich Zusammenhänge zeigen.
- Didaktik erweitern: Lernziele neu denken: Wissen und Wirkung.
- Schulraum gemeinsam gestalten: Mit Kollegium, Eltern, Schulleitung.
🧭 Szenario:
Das Wahlmodul "Klimaspuren" kombiniert eine CO₂-Analyse der Schule mit einem Antrag an die Schulkonferenz – inklusive konkreter Vorschläge.
Du prägst nicht nur Inhalte. Sondern auch Haltung.
🏙️ Stadtbewohner:in – Raum beanspruchen, Wandel mitgestalten
- Orte politisieren: Gehwege, Haltestellen, Parks – der öffentliche Raum gehört allen.
- Mobilität hinterfragen: Weniger Auto, mehr Präsenz – zu Fuß, mit Rad oder ÖPNV.
- Beteiligung einfordern: Bürgerhaushalte, Anfragen, Beteiligungsplattformen.
- Nachbarschaft stärken: Gemeinsame Anliegen verbinden – auch ohne große Initiative.
🧭 Szenario:
Ein Gespräch im Hausflur führt zu einem offenen Brief ans Stadtteilbüro: „Warum fehlen hier sichere Fahrradstellplätze?“
Stadt ist nicht Kulisse. Sie ist Hebel.
👨👩👧👦 Elternteil – Vorbild sein, ohne zu überfordern
- Widersprüche besprechbar machen: Kinder verstehen mehr, wenn wir ehrlich sind.
- Institutionen mitdenken: Kita-Weg, Schulessen, Ausflüge – Alltag ist politisch.
- Verbinden statt belehren: Austausch mit anderen Eltern auf Augenhöhe.
- Stärken statt überfordern: Verantwortung kindgerecht denken.
🧭 Szenario:
Drei Familien starten einen "Laufbus" zur Kita. Aus dem Ritual entsteht eine Diskussion über Verkehrssicherheit im Viertel.
Kinder brauchen keine Klima-Held:innen. Sondern Haltung zum Mitwachsen.
🧑💼 Angestellte:r – Wandel am Arbeitsplatz anstoßen
- Arbeitsort ganzheitlich sehen: Kantine, Dienstreisen, IT, Lieferketten.
- Ansprechen statt anklagen: Nachhaltigkeit beginnt im Gespräch.
- Initiative zeigen: Intranet-Post, AG starten, CO₂-Bilanz vorschlagen.
- Mitstreiter:innen gewinnen: Kolleg:innen und Betriebsrat einbinden.
🧭 Szenario:
Eine informelle „Checkliste für grüne Dienstreisen“ wird intern geteilt – und später offiziell übernommen.
Nicht jede:r kann kündigen. Aber viele können etwas sagen.
🛠️ Praktisch Tätige – Klima ist Praxis
- Material bewusst wählen: Ob Bau, Technik, Pflege – wie gearbeitet wird, macht den Unterschied.
- Kund:innen beraten: Wissen weitergeben, Alternativen zeigen.
- Routinen überdenken: Reparieren statt ersetzen, Ressourcen effizient nutzen.
- Branchenweit wirken: In Kammern, Fortbildungen, Fachnetzwerken.
🧭 Szenario:
Ein Malerbetrieb testet Lacke auf Pflanzenbasis – spart CO₂ und senkt langfristig die Kosten.
Klima ist kein Elitenthema. Es ist Handwerk.
🤝 Sorge-, Pflege- und Betreuungstätige – Verantwortung in Abhängigkeit
- Beziehungen stärken: Zwischen Generationen, Klient:innen, Kolleg:innen.
- Klimathemen einbringen: Ernährung, Energie, Mobilität sind Alltag.
- Sprechräume schaffen: Auch leise Stimmen brauchen Gehör.
- Haltung zeigen: Nicht parteilich – aber politisch denkend.
🧭 Szenario:
Eltern in einem Wohnheim dokumentieren die Heizlüfter-Probleme. Daraus entsteht ein Förderantrag für energetische Sanierung.
Wer sorgt, kennt Abhängigkeit. Und Verantwortung.
🕰️ Ruhestand – Erfahrung wird Handlung
- Zeit nutzen: Briefe schreiben, demonstrieren, Enkel begleiten – ohne Aktivismusdruck.
- Geld bewusst lenken: Konto, Spenden, Anlagen – wo wirkt dein Kapital?
- Wissen weitergeben: Zuhören, erzählen, ermutigen.
- Kritisch bleiben: Altersmilde ist keine Pflicht.
🧭 Szenario:
Eine Senior:innengruppe organisiert eine Klima-Lesung im Nachbarschaftscafé. Danach: ein Brief an den Stadtrat mit klaren Forderungen.
Wandel braucht Rückenstärkung – auch nach der Erwerbsphase.
😶 Ich bin unsicher
- Du bist nicht allein: Viele zögern – nicht aus Gleichgültigkeit, sondern aus Respekt.
- Perfektion ist kein Maßstab: Nicht der „richtige“, sondern der nächste Schritt zählt.
- Ehrlich fragen: Wo bist du Teil des Problems – oder der Lösung?
🧭 Szenario:
Du liest diesen Abschnitt. Markierst einen Satz. Schickst ihn weiter.
Ohnmacht hält uns fest.
Bewegung beginnt im Kleinen.
🧰 Werkzeuge für deinen Kontext
Kein Tool wirkt überall. Aber viele wirken dort, wo sie gebraucht werden.
Rolle / Kontext | Nützliche Tools & Plattformen |
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Lehrkraft / Bildung | Klimafakten.de, BZgA Unterrichtsmodule, Greenpeace Bildungsservice |
Stadtbewohner:in | OpenPetition, FixMyStreet, Beteiligungsplattform der eigenen Kommune |
Elternteil | VCD Laufbus-Checkliste, Austauschvorlagen für Elternabende, Kita-Verpflegungskonzepte |
Angestellte / Team | CO₂-Rechner Büro, Klima-AG-Vorlagen, The Green Web Foundation |
Zivilgesellschaft / Aktivismus | ClimateFrames, Skillshare-Kollektiv, Klimawatch Demo-Checklisten |
🧾 Quellenbasis
- Eigene Recherchen zu Beteiligungsformaten und Werkzeugplattformen
- Erfahrungen und Fallbeispiele aus kommunalen Klimaprojekten
- Bildungs- und Beteiligungshandreichungen u. a. von BZgA, VCD, Greenpeace, UBA